Prozesssteuerung

Die ProSiebenSat.1 Group verfügt über ein wirksames Risikomanagementsystem, das alle Tätigkeiten, Produkte, Prozesse, Abteilungen, Beteiligungen und Tochtergesellschaften berücksichtigt, die nachteilige Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung unseres Unternehmens haben könnten. Der klassische Risikomanagementprozess ist dabei in vier Phasen strukturiert:

1. Identifikation: Grundlage ist die Identifikation der wesentlichen Risiken über einen Soll-Ist-Vergleich. Verantwortlich hierfür sind die dezentralen Risikomanager. Sie orientieren sich an Frühwarnindikatoren, die für relevante Sachverhalte bzw. Kennzahlen definiert wurden. Ein wichtiger Frühwarnindikator ist beispielsweise die Entwicklung der Zuschauermarktanteile.

2. Bewertung: Die Bewertung der relevanten Risiken erfolgt auf Basis einer Matrix (Abb. 099). Dazu werden die Sachverhalte zum einen nach ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit auf einer Fünf-Stufen-Prozentskala kategorisiert. Zum anderen wird der Grad ihrer möglichen finanziellen Auswirkung beurteilt; die finanziellen Äquivalente gliedern sich ebenfalls in fünf Stufen. Mithilfe der Matrixdarstellung werden die Risikopotenziale nach ihrer relativen Bedeutung als „hoch“, „mittel“ oder „gering“ klassifiziert. Neben der Klassifizierung ist die Analyse von Ursachen und Wechselwirkungen Teil der Risikobeurteilung. Maßnahmen zur Gegensteuerung bzw. Risikominimierung fließen in die Bewertung ein (Netto-Betrachtung). Um ein möglichst präzises Bild der Risikolage zu erhalten, werden Chancen hingegen nicht berücksichtigt.

3. Steuerung: Über geeignete Maßnahmen kann die ProSiebenSat.1 Group die Eintrittswahrscheinlichkeit von Verlustpotenzialen verringern und mögliche Einbußen begrenzen oder vermindern. Von großer Bedeutung für den sicheren Umgang mit Risiken ist daher, adäquate Gegenmaßnahmen zu ergreifen, sobald ein Indikator eine bestimmte Toleranzgrenze überschreitet.

4. Monitoring: Die Risikoüberwachung und Risikoberichterstattung komplettieren den Risikomanagementprozess. Ziel ist es, die Veränderungen zu überwachen und die Effektivität der ergriffenen Steuerungsmaßnahmen zu prüfen. Teil des Monitorings ist auch die Dokumentation; sie stellt sicher, dass alle entscheidungsrelevanten Hierarchieebenen über adäquate Risikoinformationen verfügen.

Risiko ist im vorliegenden Bericht als mögliche künftige Entwicklung bzw. mögliches künftiges Ereignis definiert, das unsere Geschäftslage wesentlich beeinflussen und zu einer negativen Ziel- bzw. Prognoseabweichung führen könnte. Damit fallen jene Risikoausprägungen, die wir bereits in unserer finanziellen Planung bzw. im Konzernabschluss zum 31. Dezember 2018 berücksichtigt haben, nicht unter diese Definition und werden folglich in vorliegendem Risikobericht nicht erläutert.

096 / Risikomanagementprozess Im Ablauf

096 / Risikomanagementprozess Im Ablauf (Grafik)

Neben einem strukturierten Prozess sind klare Entscheidungsstrukturen, einheitliche Richtlinien und methodisches Vorgehen der verantwortlichen Instanzen Grundvoraussetzungen für den konzernweit sicheren Umgang mit Risiken. Zugleich müssen Abläufe und Organisationsstrukturen so flexibel gestaltet sein, dass die ProSiebenSat.1 Group jederzeit angemessen auf neue Situationen reagieren kann. Daher erfolgt die regelmäßige Klassifikation der Risiken dezentral und somit direkt in den verschiedenen Unternehmenseinheiten:

097 / Risikomanagementsystem

097 / Risikomanagementsystem (Grafik)

1 Für weitere Informationen verweisen wir auf das Kapitel „Nachhaltigkeit“.

  • Dezentrale Risikomanager: Die Risikomanager erfassen die Risiken aus ihrem jeweiligen Verantwortungsbereich nach der beschriebenen, konzernweit einheitlichen Systematik. Sie dokumentieren ihre Ergebnisse quartalsweise in einer IT-Datenbank.
  • Group Risk Officer: Der Group Risk Officer berichtet die in der Datenbank gemeldeten Risiken quartalsweise an den Vorstand und den Aufsichtsrat. Kurzfristig auftretende relevante Risiken werden zudem unverzüglich gemeldet. Vorstand bzw. Aufsichtsrat erhalten auf diesem Weg frühzeitig und regelmäßig alle entscheidungsrelevanten Analysen und Daten, um reagieren zu können.
  • Das Risk Office unterstützt die verschiedenen Unternehmensbereiche bei der Risikofrüherkennung. Durch Schulungen der dezentralen Risikomanager und eine kontinuierliche Prüfung des Risikokonsolidierungskreises stellt das Ressort die Effektivität und Aktualität des Systems sicher. Darüber hinaus prüft der Bereich Internal Audit regelmäßig die Qualität und Ordnungsmäßigkeit des Risikomanagementsystems. Die Ergebnisse werden direkt an den Finanzvorstand des Konzerns berichtet.

Die Prüfung des Risikomanagementsystems hat auch im Jahr 2018 zu einem positiven Ergebnis geführt; das System selbst hat sich im abgelaufenen Geschäftsjahr nicht verändert. Grundlage für die Prüfung ist das sogenannte Risikomanagementhandbuch. Dieses fasst unternehmensspezifische Grundsätze zusammen und reflektiert den international anerkannten Standard für unternehmensweites Risikomanagement und interne Kontrollsysteme des COSO (Committee of Sponsoring Organizations of the Treadway Commission).

Entwicklung der Risiko-Cluster

Im Zuge der strategischen Neuausrichtung des Konzerns auf Basis der Drei-Säulen-Strategie wurde 2018 die Risikokategorisierung weiterentwickelt; daneben wurden zum Jahresende nichtfinanzielle Risiken als eine weitere separate Kategorie berücksichtigt. Seither berichtet die Group die Risiken auf Segment- und Gruppenebene in den Kategorien „Operative Risiken“, „Finanzwirtschaftliche Risiken“, -Risiken“, „Strategische Risiken“ und „Nichtfinanzielle Risiken“. Aufgrund ihrer thematischen Diversität unterteilt die ProSiebenSat.1 Group die jeweiligen „Operativen Risiken“ zusätzlich in folgende Risiko-Cluster: „Externe Risiken“, „Vertriebsrisiken“, „Content-Risiken“, „Technologische Risiken“, „Personalrisiken“, „Investitionsrisiken“ und „Sonstige Risiken“. Die Risiko-Cluster setzen sich wiederum aus verschiedenen Risiken zusammen. Dies sind nicht notwendigerweise die einzigen Risiken, denen der Konzern ausgesetzt ist. Weitere Risiken, die unsere Geschäftstätigkeit beeinflussen könnten, sind uns derzeit jedoch nicht bekannt oder wir betrachten sie im Kontext dieses Berichts als nicht relevant.

Wir überwachen alle relevanten Risiken im Rahmen des Risikomanagementprozesses; im vorliegenden Risikobericht fokussieren wir jedoch nur jene Risiken, die in ihrer Bedeutung insgesamt als mittel oder hoch klassifiziert wurden und beschreiben die jeweilige Veränderung gegenüber dem Vorjahr. Eventualverbindlichkeiten aus möglichen Compliance-Risiken sind im Anhang, Ziffer 30, „Eventualverbindlichkeiten“, Seite 204 beschrieben.

Die ProSiebenSat.1 Media SE hat ein umfassendes Risikomanagementsystem implementiert, um Risikopotenziale systematisch zu erfassen, zu bewerten, zu steuern und zu überwachen. Die berichteten Risiken werden dazu in Kategorien und Clustern zusammengefasst. Alle relevanten Einzelrisiken werden detailliert geprüft und im Rahmen einer regelmäßigen Berichterstattung gesteuert, dazu wurden entsprechende Gegenmaßnahmen definiert und eingeleitet. Im vorliegenden Geschäftsbericht werden die in ihrer Bedeutung insgesamt als mittel oder hoch kategorisierten Risiken dargestellt, über geringe Risiken berichten wir hier nicht. Sollte sich ein derzeit als gering bewertetes Risiko jedoch zu einem mittleren oder hohen Risiko entwickeln, werden wir diese Veränderung in unseren künftigen Risikoberichten berücksichtigen. Wenn im Umkehrschluss Risiken, die derzeit als mittel oder hoch eingestuft werden, auf ein geringes Risiko herabgestuft werden, werden solche Risiken in diesem Bericht nicht detailliert beschrieben – mit Ausnahme der Veränderung gegenüber der im Geschäftsbericht 2017 veröffentlichten Risikosituation selbst. Die Auswertung der Eintrittswahrscheinlichkeit und der Risikoauswirkung sowie die allgemeinen Konzernschwellenwerte sind im Vergleich zur Vorperiode unverändert geblieben.

Der Geschäftsbericht für das Jahr 2017 ist unter www.prosiebensat1.com veröffentlicht, darin enthalten ist der Risikobericht.

Nach unserer Einschätzung sind derzeit keine Risiken erkennbar, die einzeln oder in Wechselwirkung mit anderen Risiken zu einer maßgeblichen bzw. dauerhaften Beeinträchtigung der Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage führen könnten. Die identifizierten Risiken haben keinen bestandsgefährdenden Charakter, auch nicht in die Zukunft gerichtet. Gleichwohl hat sich unsere Gesamtrisikolage im Vergleich zum Vorjahr erhöht. Diese Entwicklung ist zum einen darauf zurückzuführen, dass die allgemeinen Branchenrisiken im Segment Entertainment, aber auch die Vertriebsrisiken in den Segmenten Entertainment sowie Content Production und Global Sales gegenüber dem 31. Dezember 2017 erhöht sind. Zum anderen haben sich auf Konzernebene die makroökonomischen Risiken sowie die Compliance Risiken leicht erhöht. Alle übrigen Risiken und Risiko-Cluster haben sich – sofern nicht explizit erwähnt – nicht verändert oder sind gesunken. Damit ist unsere Gesamtrisikolage nach wie vor begrenzt.

Gesamtrisikolage: Zur Beurteilung der Gesamtrisikolage klassifiziert die ProSiebenSat.1 Group zunächst alle Einzelrisiken im Rahmen des vierteljährlichen Bewertungsprozesses, aggregiert sie und ordnet sie den Clustern zu. Die Cluster gewichtet die ProSiebenSat.1 Group bei der Bewertung der Gesamtrisikolage entsprechend ihrer Bedeutung für den Konzern. Die Einschätzung der Gesamtrisikosituation ist somit das Ergebnis der konsolidierten Betrachtung der Hauptrisikokategorien des Konzerns und seiner drei Segmente Entertainment, Content Production & Global Sales, sowie Commerce, wobei keine mittleren oder hohen segmentspezifischen Risiken im Bereich Commerce festgestellt wurden.

098 / Überblick der Relevanten Risiken

098 / Überblick der Relevanten Risiken (Grafik)

1 Für weitere Informationen siehe Anhang, Ziffer 30 “Eventualverbindlichkeiten”, Seite 204.

SEGMENT ENTERTAINMENT

Operative Risiken: Externe Risiken

Allgemeine Branchenrisiken (inkl. Mediennutzungsverhalten): Wir erachten die Risiken aus einer Veränderung der Bewegtbildnutzung als erhöht und sehen deren Eintritt nun als möglich (2017: unwahrscheinlich). Im Falle einer grundlegenden Veränderung können wir auch wesentliche finanzielle Auswirkungen nicht vollständig ausschließen. Wir stufen diesen Sachverhalt daher insgesamt als hohes Risiko ein.

099 / Risikomatrix

099 / Risikomatrix (Matrix)

1 Für weitere Informationen siehe Anhang, Ziffer 30 “Eventualverbindlichkeiten”, Seite 204.

2 6 ist nicht in der Matrix dargestellt, da es nicht bewertet werden kann. Weitere Informationen befinden sich im Geschäftsbericht 2018 ab Seite 204.

Der digitale Wandel und insbesondere die steigende Internetnutzung haben das Mediennutzungsverhalten verändert. Schon seit Langem werden TV-Inhalte nicht nur linear und am klassisch stationären TV-Gerät genutzt, sondern auch über mobile Devices wie Laptop oder Smartphone. Besonders bei den jüngeren Zuschauern werden diese Nutzungsformen immer beliebter, ca. 23 Prozent der gesamten TV-Nutzung der 14 bis 29-Jährigen findet schon heute nicht auf dem TV-Gerät, sondern auf Devices wie Smartphone, Tablet oder PC/Laptop statt.

Seit mehr als 50 Jahren ist Free-TV zusammen mit Radio das reichweitenstärkste Medium in Deutschland. Die von der Videoforschung ermittelte Sehdauer liegt in Deutschland seit Jahren bei ca. 3,5 Stunden pro Tag (Zielgruppe 14-69). Auch in Zukunft wird klassisches Fernsehen die Bewegtbildnutzung in Deutschland dominieren. So dürfte die TV-Nutzung an stationären Geräten zwar weiter leicht zurückgehen, aber dennoch weiterhin an erster Stelle liegen. Gleichzeitig wird die Beliebtheit internetbasierter Angebote zunehmen. So gewinnen beispielsweise Streaming-Plattformen mit eigenen Inhalten zunehmend an Bedeutung. Darauf haben wir unsere Strategie und Erwartungen ausgerichtet. Unser Portfolio aus digitalen Angeboten bauen wir konsequent aus. Dazu zählen sowohl eigene Produkte als auch Partnerschaften mit anderen Plattformanbietern. Beispiel hierfür ist unser Joint Venture 7TV, an dem die ProSiebenSat.1 Group zu 50 Prozent beteiligt ist.

Im Rahmen unserer Strategie fassen wir diese verschiedenen Nutzungsformen, also die Nutzung von TV, Catch-Up und weiterer Onlinevideo-Inhalte, als Bewegtbildnutzung zusammen. Dies spiegelt sich insbesondere durch die geplante Ausweisung einer übergreifenden Gesamtreichweite für all diese Nutzungsformen unter dem Stichtwort „Total Reach“ wider.

Als Joint Venture wird 7TV und dessen Aktivitäten zwar nicht in den Aufwendungen und Erträgen des Konzerns berücksichtigt, die Ergebnisse werden jedoch anteilig im Ergebnis aus at-equity bilanzierten Unternehmen in der Konzern- Gewinn- und Verlustrechnung berücksichtigt.

Operative Risiken: Vertriebsrisiken

Die ProSiebenSat.1 Group treibt die digitale Entwicklung in der Medienbranche aktiv voran, diversifiziert und vernetzt konsequent ihr Portfolio. Dazu zählt auch die Stärkung eigener digitaler Plattformen, um zusätzliche Reichweite sowohl bei Sender Homepages und 7TV, als auch bei Onlinevideoanbietern zu generieren. Trotz wichtiger Marktanteilserfolge haben sich die Vertriebsrisiken des Konzerns gegenüber dem Vorjahr erhöht.

Die Entwicklung der Vertriebsrisiken wird von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst. Neben Reichweitenmessungen sind makroökonomische Daten sowie branchenspezifische Trends wie die allgemeine Entwicklung des Werbemarktes sowie die Verteilung der Werbebudgets auf die verschiedenen Mediengattungen (Media-Mix) relevant. Ein erhebliches Risikopotenzial birgt in diesem Kontext die Verschiebung von Budgets zu Online-Medien und damit möglicherweise einhergehend ein sinkender Anteil von TV am Media-Mix bzw. eine rückläufige Entwicklung des Umsatzvolumens des Netto-TV-Werbemarkts.

Risiken aus der Reichweitenentwicklung (TV und Digital): Die Risiken aus Reichweitentwicklungen haben sich nicht verändert: Wir stufen diese Risikokategorie weiterhin als möglich ein, die potenziellen Auswirkungen wären erheblich. Dabei bewerten wir das Risiko insgesamt als mittel.

Um kurz-, mittel- und langfristige Entwicklungen von Reichweiten engmaschig zu kontrollieren, hat der Konzern ein Frühwarnsystem implementiert. Wichtiger Indikator sind dabei die Zuschauermarktanteile, die die ProSiebenSat.1 Group täglich auf Grundlage der Daten der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) analysiert. 2018 ist es uns gelungen, die Zuschauermarktanteile im wichtigen Umsatzmarkt Deutschland zu steigern und zugleich unsere Reichweite auf digitalen Plattformen auszubauen. Dabei war auch eine Verschiebung der absoluten Reichweite von TV zu Digitalangeboten zu verzeichnen.

Unser Ziel ist es, Entertainment jederzeit, überall und auf jedem Gerät anzubieten. Vor diesem Hintergrund hat der Konzern 2018 seine Entertainment-Aktivitäten im TV- und Digitalsektor in einem Segment konsolidiert. Dadurch nutzen wir Synergien, kompensieren Reichweitenschwankungen innerhalb des Portfolios und reagieren zugleich auf die Veränderung der Mediennutzungsgewohnheiten infolge der wachsenden Attraktivität internetbasierter Angebote. Diese Zielsetzung reflektiert auch die Weiterentwicklung unseres Frühwarnsystems: 2018 hat die ProSiebenSat.1 Group die Risikodefinition zum Thema Reichweitenentwicklung auf den Digitalbereich erweitert. Mittelfristig soll die Gesamtreichweite aus TV und Digital (einschließlich 7TV) durch einheitliche KPIs ausgedrückt („Total Reach“) und zugleich Werbung noch präziser adressierbar werden („Smart Reach“). Mit „Total Reach“ lassen sich Überschneidungen der verschiedenen Nutzungsformen ausweisen wie z.B. gemeinsame Seher der TV-Ausstrahlung einer Sendung und des zugehörigen Catch-Up-Angebots. „Smart Reach“ wird uns zusätzlich die Möglichkeit geben, Werbemittel relevanter und individueller für Nutzer auszuspielen, um damit den Werbekunden ein verbessertes Angebot zur Ansprache ihrer Zielgruppe zu ermöglichen. Diese neuen Indikatoren werden die veränderte Mediennutzung von klassischem TV- bzw. digitalem Entertainment-Angebot adäquat widerspiegeln.

Zusätzlich zu diesen quantitativen Auswertungen stellen qualitative Studien ein wichtiges Kontrollinstrument dar, da die Sender so ein unmittelbares Feedback von ihrem Publikum erhalten. Einzelne Fehlentscheidungen sind dennoch nicht auszuschließen. Bei der Produktion und dem Erwerb von passenden Programmen handelt es sich um einen Prozess, dessen Erfolg in hohem Maße vom subjektiven Empfinden unserer Zuschauer abhängt. Zudem wird der Wettbewerb weiter intensiv geführt, sowohl innerhalb des deutschen Markts als auch mit Blick auf internationale Digitalkonzerne.

Vermarktungsrisiko (TV und Digital): Nicht nur mit Blick auf die Reichweitenentwicklung trägt die ProSiebenSat.1 Group der Konvergenz der Medien Rechnung; auch im Bereich Vermarktung hat der Konzern sein Risikomanagementsystem weiterentwickelt. So wurden 2018 die verschiedenen in diesem Kontext identifizierten Risiken in einem Gesamtrisiko für TV- und Digitalvermarktung zusammengefasst (Risikokategorisierung 2017: Vermarktung von Werbezeiten, Medienkonvergenz und Online-Werbung (inkl. Werbeblocker)).

In den vergangenen Jahren hat TV von der Digitalisierung profitiert und insbesondere gegenüber Print-Medien an Relevanz gewonnen. Zwischenzeitlich hat sich jedoch der Wettbewerb mit globalen Digital-Anbietern intensiviert. Dabei vollzieht sich der Wandel vom klassisch linearen Fernsehen hin zu Streaming- und zeitversetzten Bewegtbild-Angeboten immer schneller. Dies birgt für die ProSiebenSat.1 Group das Risiko, dass sich die Investitionsbereitschaft von Werbekunden verringert bzw. das Preisniveau von TV-Werbung sinkt. Wesentliche Auswirkungen auf unsere Umsatzentwicklung im TV-Werbemarkt können wir daher nicht ausschließen, obgleich wir eine digitale Entertainmentstrategie verfolgen.

Der Erfolg hängt auch im digitalen Bereich von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel der Attraktivität der Produkte, über die die Inhalte wiedergegeben werden, aber natürlich auch von den angebotenen Inhalten selbst, sowie deren Reichweite und Monetarisierung. Darüber hinaus stellen im Bereich der Vermarktung von Online-Werbung jedoch auch Werbeblocker ein weiteres Vertriebsrisiko dar. Diese sogenannten „Plug-ins“, d.h. Zusatzprogramme, die für Browser oder Apps für mobile Endgeräte angeboten werden, verhindern die Ausspielung von Werbung. Um dieses Risiko zu begrenzen, hat die ProSiebenSat.1 Group technische Mittel eingeführt, die Werbeblocker wirksam unterbinden können. Parallel dazu gehen wir juristisch vor und haben eine Unterlassungsklage gegen den in Deutschland am weitesten verbreiteten Werbeblocker (AdBlock Plus) eingereicht.

Aus den genannten Gründen hat sich die Eintrittswahrscheinlichkeit und damit auch das Vermarktungsrisiko insgesamt im Vergleich zum Vorjahr erhöht (2018: wahrscheinlich; Vorjahr: möglich). Die potenziellen Auswirkungen auf die Umsatzperformance wären wesentlich, sodass wir das Risiko insgesamt als hoch kategorisieren.

Operative Risiken: Content-Risiken

Die ProSiebenSat.1 Group achtet auf ein individuelles, insgesamt aber ausgewogenes Verhältnis von Lizenzprogrammen einerseits sowie Auftrags- und Eigenproduktionen andererseits. Dabei schützt der Konzern durch Exklusiv-Vereinbarungen im Sinne von vertraglichen Sperrfristen (Hold-Back-Klauseln) seine Rechte gegenüber anderen Lizenznehmern und Programmverwertungsformen. Um frühzeitig über Trends und neue Produktionen informiert zu sein, steht unser Einkauf zudem in ständigem Austausch mit internationalen und nationalen Lizenzgebern. Dennoch hat sich der Wettbewerb um attraktive Inhalte infolge einer wachsenden Konkurrenz durch internationale Marktteilnehmer sowie neue digitale Angebote gesteigert. Hinzu kommt, dass vor allem für die kleinen TV-Sender immer häufiger Einzelkäufe notwendig sind, da ihr Programm sehr zielgruppenspezifisch ausgerichtet ist. Aus diesem Grund wird die ProSiebenSat.1 Group künftig verstärkt auf eigene und lokale Inhalte setzen.

Lizenzprogramm/Verhandlungsposition mit Major- und Independent-Studios (inkl. Programmqualität): Aufgrund der wachsenden Marktpräsenz globaler Streamingdienste hat sich der Wettbewerbsdruck auf europäische Medienhäuser erhöht. Dies gilt auch für die Rechteverwertung. Hier kann die ProSiebenSat.1 Group mit US-Lizenzprogrammen im TV nicht an frühere Erfolge anknüpfen. Hinzu kommt, dass sich Zuschauerinteressen in unterschiedlichen Ländern verschieden entwickeln können. So finden US-amerikanische Erfolgsformate hierzulande nicht mehr zwangsläufig denselben positiven Anklang. Programme mit lokalem Bezug werden immer häufiger zu einem Wettbewerbsvorteil. Deshalb hat die ProSiebenSat.1 Group ihre Programmstrategie weiterentwickelt und fokussiert sich künftig neben digitalen Verwertungsmöglichkeiten verstärkt auf die Ausstrahlung lokaler Programme. Parallel dazu hat der Konzern seine bestehenden US-Studio-Verträge geprüft. Dieser Prozess wurde im vierten Quartal 2018 abgeschlossen, sodass das entsprechende Risiko nun insgesamt als gering klassifiziert wird. Zum Jahresende 2017 wurde dieser Sachverhalt noch als moderates Risiko mit möglicher Eintrittswahrscheinlichkeit gemeldet. Ausführliche Informationen hierzu sowie zu den finanziellen Implikationen werden im Kapitel „Ertragslage“ beschrieben.

SEGMENT CONTENT PRODUCTION & GLOBAL SALES

Operative Risiken: Vertriebsrisiken

Programmproduktion: In den USA konkurrieren insbesondere Kabelfernsehanbieter zunehmend mit -Diensten (SVOD). Die weiterhin zu erwartende Marktkonsolidierung birgt für Red Arrow Studios nicht nur Chancen, wie zum Beispiel einen neuen Kundenkreis, sondern auch Risiken. Gerade klassisches Kabelfernsehen ist für uns ein wichtiger Auftraggeber in den USA. Die Eintrittswahrscheinlichkeit von Risiken in Zusammenhang mit Produktionen für den US-Markt bewerten wir als möglich, die finanzielle Auswirkung auf die Umsatzentwicklung im Segment Content Production & Global Sales als erheblich. Das Gesamtrisiko hat sich somit gegenüber dem Jahresende 2017 erhöht und wird von der ProSiebenSat.1 Group als mittlere Risikokategorie bewertet.

RISIKEN AUF KONZERNEBENE

Operative Risiken: Externe Risiken

2018 haben sich die externen Risiken leicht erhöht, die Visibilität im Werbemarkt ist begrenzt. Die ProSiebenSat.1 Group verfolgt daher das Ziel, die Unabhängigkeit vom hochprofitablen aber konjunktursensitiven Free-TV-Geschäft zu steigern und so das Risikoprofil weiter zu diversifizieren.

Makroökonomische Risiken: Nach solidem ersten Halbjahr hat das Wachstum der deutschen Wirtschaft – u. a. wegen der abkühlenden Weltkonjunktur und aufgrund von Sondereffekten in der Autoindustrie – im dritten Quartal 2018 deutlich an Schwung verloren. Zwar ist im Schlussquartal 2018 zumindest mit einer leichten Erholung zu rechnen, dennoch wird die Wachstumsdynamik des Vorjahres 2017 nicht erreicht werden. Auch die weiteren Aussichten sind durch zunehmende Unsicherheiten vor allem aus dem außenwirtschaftlichen Raum geprägt. Konjunkturrisiken erachten wir daher gegenüber dem Jahresende 2017 als leicht erhöht. Wir bewerten dieses externe Risiko als mittleres Risiko (vorher: mittel), erhebliche negative Folgen stufen wir nun als möglich ein (Vorjahr: unwahrscheinlich).

Sicherheitsrisiken: Zielgerichtete Angriffe zeigen, dass politisch, wirtschaftlich oder auch ideologisch motivierte Gruppen eine größer werdende Herausforderung für unsere Gesellschaft darstellen. Die steigende Anzahl und Qualität von Bedrohungsfaktoren erfordern effektive und schnelle Notfallpläne sowie klare Verantwortlichkeiten. Dazu hat die ProSiebenSat.1 Group Handlungsanweisungen definiert und eine Krisenorganisation etabliert. Zugleich gewinnen der Schutz von Daten und die Sicherung von Unternehmenswerten in Form von Informationen weiter an Relevanz. Darauf hat der Konzern ebenfalls reagiert und ein Informationssicherheitsmanagementsystem implementiert. Gleichzeitig werden Mitarbeiter sensibilisiert und in Sicherheitsfragen geschult. Neben diesen Risikofaktoren können unvorhersehbare Ereignisse wie Naturkatastrophen oder Anschläge Arbeitsabläufe und somit auch das Ergebnis der ProSiebenSat.1 Group beeinträchtigen. Diesen Risiken tragen wir unter anderem mit baulichen und technischen Absicherungen Rechnung; Produktionen und Veranstaltungen sichern wir mit spezialisierten Fachkräften. Die Sicherheitsrisiken haben sich nicht verändert: Wir halten ihren Eintritt für möglich und die potenziellen Auswirkungen auf die Umsatz- und Ergebnisentwicklung des Konzerns für moderat. Angesichts der getroffenen Präventionen stufen wir die Sicherheitsrisiken insgesamt als mittel ein.

Finanzwirtschaftliche Risiken

Im Rahmen unserer Geschäfts- und Finanzierungstätigkeit ist der Konzern verschiedenen finanzwirtschaftlichen Risiken ausgesetzt. Dazu zählen das Finanzierungsrisiko, Ausfallrisiko, Zinsrisiko, Währungsrisiko und Liquiditätsrisiko; mit Ausnahme des Ausfallrisikos stufen wir die finanzwirtschaftlichen Risiken in ihrer Bedeutung als gering ein. Wir begegnen diesen Risiken mit umfangreichen Maßnahmen und nutzen als Sicherungsinstrumente.

Die Bewertung und Steuerung der finanzwirtschaftlichen Risiken wird zentral koordiniert. Dazu analysiert der Konzernbereich Group Finance & Treasury die Entwicklung an den Märkten, leitet daraus Chancen- und Verlustpotenziale für die ProSiebenSat.1 Group ab und beurteilt regelmäßig die Risikosituation. Die erforderlichen Maßnahmen werden in enger Zusammenarbeit mit dem Konzernvorstand definiert. Grundsätze, Aufgaben und Zuständigkeiten sind konzernweit festgelegt und über Richtlinien für alle Tochtergesellschaften der ProSiebenSat.1 Group verbindlich geregelt.

Ausfallrisiko: Der Konzern schließt Finanz- und Treasury-Geschäfte ausschließlich mit Geschäftspartnern ab, die hohe Bonitätsanforderungen erfüllen. Das Profil der Kontrahenten wird in diesem Zusammenhang systematisch und kontinuierlich überwacht. Neben der Bonitätskontrolle begrenzt die ProSiebenSat.1 Group die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Ausfallrisikos durch eine breite Streuung der Kontrahenten. Die Bedingungen für den Abschluss von Finanz- und Treasury-Geschäften sind konzernweit einheitlich in einer Richtlinie geregelt. Wir bewerten den Eintritt eines Ausfallrisikos unverändert als unwahrscheinlich. Da sich der Ausfall von Kreditgebern jedoch wesentlich auf unsere Ergebnisentwicklung und die Finanzlage auswirken könnte, stufen wir die Risikobedeutung insgesamt als mittel ein.

Derivative Finanzinstrumente werden in der Regel im Rahmen des Hedge Accountings als Cashflow Hedges bilanziert, nähere Informationen befinden sich im Anhang, Ziffer 32 „Sonstige Erläuterungen nach IFRS 7 zum Finanzrisikomanagement und zu den Finanzinstrumenten“, Seite 206. Derivative Finanzinstrumente setzt die ProSiebenSat.1 Group nicht zu Handelszwecken ein; sie dienen ausschließlich der Absicherung bestehender Risikopositionen (Finanzierungsanalyse). Weiterführende Informationen zu den Sicherungsinstrumenten, Bewertungen und Sensitivitätsanalysen sowie eine detaillierte Beschreibung des Risikomanagementsystems in Bezug auf Finanzinstrumente enthält der Konzernanhang: Risiken aus Ineffektivitäten, im Zusammenhang mit fallenden Zinsen, werden im Anhang, Ziffer 32 „Sonstige Erläuterungen nach IFRS 7 zum Finanzrisikomanagement und zu den Finanzinstrumenten“, Seite 206 beschrieben.

Compliance-Risiken

Die Digitalisierung hat das Konsumverhalten grundlegend verändert. Dies stellt nicht nur die Medienbranche vor neue Herausforderungen, sondern vor allem auch den Gesetzgeber. Seine Aufgabe ist es, die gesetzlichen Regulierungen aus einer analogen Zeit an die Anforderungen einer voll digitalisierten Welt anzupassen. Ein wichtiger Schritt war in diesem Kontext die Datenschutzgrundverordnung. Im Zuge der Gesetzesänderung haben sich für die ProSiebenSat.1 Group mögliche Compliance-Risiken leicht erhöht.

Allgemeine Compliance-Risiken (inkl. gesetzliche Berichtspflichten, Kartellrecht, Gerichtsverfahren): Im Mai 2018 ist die Datenschutzgrundverordnung in Kraft getreten. Die ProSiebenSat.1 Group hat frühzeitig Maßnahmen ergriffen, um diese konzernweit umzusetzen. Dazu zählt auch der adäquate Schutz von Daten bei der zielgruppenspezifischen Werbung im Netz, die umso genauer zugeschnitten werden kann, je besser wir die Interessen der User kennen.

Moderner Datenschutz im Internet ist essenziell, für die Nutzer ebenso wie für die Publisher und Werbeindustrie. Die Auswirkungen der Datenschutzgrundverordnung auf die Werbewirtschaft sind aber noch nicht vollumfänglich abzuschätzen. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund der kontrovers diskutierten Positionsbestimmung der deutschen Datenschutzaufsichtsbehörden vom April 2018. Ob für die Bildung von Profilen ab einem künftigen Zeitpunkt eine stillschweigende oder gar explizite Einwilligung des Nutzers eingeholt werden muss, ist unklar.

Im März 2018 haben wir unsere Log-in-Allianz netID gegründet, um die Infrastruktur für ein möglicherweise erweitertes Einwilligungsmanagement nach Maßgabe der Datenschutzgrundverordnung zu schaffen. Zugleich greifen wir damit möglichen Anforderungen einer künftigen ePrivacy-Verordnung für zielgruppenspezifische Werbung im Internet vorweg. Unabhängig davon beobachtet die ProSiebenSat.1 Group auch weiterhin die aktuellen Entwicklungen insbesondere zur Datenschutzgrundverordnung genau und bereitet sich darauf vor, um auf erwartete und unerwartete Rahmenbedingungen adäquat reagieren zu können und damit das finanzielle Risiko zu minimieren. Soweit es bislang vereinzelt Vorfälle gab, wurden keine Bußgelder verhängt. Dennoch bewerten wir Allgemeine Compliance-Risiken als leicht erhöht und können erhebliche negative Auswirkungen auf die Ergebnisentwicklung des Konzerns in diesem Zusammenhang nicht vollständig ausschließen und erachten ihren Eintritt für möglich (vorher: unwahrscheinlich). Das Gesamtrisiko bewerten wir weiterhin als ein mittleres Risiko.

Regulatorische Risiken (inkl. Medienrecht, Sendelizenzen): Veränderungen der regulatorischen oder rechtlichen Rahmenbedingungen können Auswirkungen auf einzelne Geschäftsaktivitäten haben, dies gilt vor allem für verschärfte Bestimmungen oder die Auslegung von Gesetzesbestimmungen zu Distribution, Werbung oder Sendelizenzen. Der Konzern verfolgt alle relevanten Entwicklungen aktiv und steht mit den zuständigen Regulierungsbehörden in ständigem Kontakt, um eine bestmögliche Berücksichtigung seiner Interessen zu gewährleisten. Regulatorische Risiken bewerten wir daher als unverändert. Moderate negative Auswirkungen auf die Ergebnisentwicklung des Konzerns können wir nicht vollständig ausschließen. Damit bewerten wir den Sachverhalt insgesamt als mittleres Risiko und erachten den Eintritt dieses Risikos für möglich.

Derzeit läuft das Gesetzgebungsverfahren zum sogenannten Medienstaatsvertrag, dessen Entwurf 2018 öffentlich zur Debatte gestellt wurde. Die ProSiebenSat.1 Group hat sich aktiv beteiligt und eine Stellungnahme eingereicht. Die Auswirkungen einer möglichen Neufassung des Vertrags etwa im Hinblick auf adressierbare Werbung via sind für die ProSiebenSat.1 Group derzeit noch nicht absehbar. Wir begrüßen das Vorgehen der Rundfunkkommission, bei der Schaffung eines Medienstaatsvertrages einen breit angelegten Dialog mit allen Beteiligten und Interessierten anzustoßen. Ziel ist eine ganzheitliche sowie grundlegende Erneuerung der Regulierung in Deutschland und Europa. Mit der Audiovisuelle Mediendienste-Richtlinie (2018) ist hier auf europäischer Ebene ein erster Schritt gemacht, diese muss bis Herbst 2020 nun in nationales Recht überführt werden. Die ProSiebenSat.1 Group tritt in diesem Kontext für eine Umsetzung der Richtlinienvorgaben ein, bei der kein Gebrauch von der Möglichkeit sogenannter Inländerdiskriminierung gemacht wird. Im Rahmen der Inländerdiskriminierung würde der Gesetzgeber inländische Medienanbieter strengeren Regelungen unterwerfen als sie vom EU-Recht vorgegeben sind, damit aber gerade kein Level Playing Field schaffen.

Ein Level Playing Field und damit ein Marktumfeld, bei dem für alle Medienanbieter die gleichen Regularien gelten, ist die Basis für ein faires und nachhaltiges Wettbewerbssystem. Dies gilt insbesondere mit Blick auf die wachsende Bedeutung globaler Plattformanbieter, die aufgrund ihrer Finanzkraft monopolistische Marktpositionen etablieren und nicht an die strenge deutsche bzw. europäische Regulierung gebunden sind. Deshalb ist auch das EU-Gesetzgebungsverfahren „Kabel-Satelliten-Online-Richtlinie“, differenziert zu betrachten. Die Richtlinie birgt die Gefahr, ungleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Marktteilnehmer zu schaffen und das Kräfteverhältnis weiter zugunsten US-amerikanischer Marktteilnehmer zu verschieben, da wir als Sendeunternehmen Teile unserer Inhalte zu fixen Konditionen weiterreichen müssten. Gerechtfertigt wird dies mit der Notwendigkeit der Harmonisierung von Online-TV-Verbreitung zur klassischen TV-Verbreitung. Nach finaler Verabschiedung hat die Bundesregierung zwei Jahre Zeit die Regelungen der Richtlinie in nationales Recht umzusetzen. Im Rahmen dieses Gesetzgebungsprozesses wird sich die ProSiebenSat.1 Group dafür einsetzen, die Belange der Sender zu wahren.

Gegenwärtig haben Kunden der PE Digital GmbH mehrere erstinstanzliche bzw. Berufungsverfahren vor verschiedenen Gerichten zur Überprüfung einbehaltener Wertersätze aus Premium-Mitgliedschaften angestrengt. Innerhalb einer Frist von vierzehn Tagen können Mitglieder der von PE Digital GmbH betriebenen Online-Partnervermittlungen ihren Vertrag ohne Begründung widerrufen. Innerhalb dieser Frist erstattet PE Digital GmbH seinen Mitgliedern den Mitgliedsbeitrag für ihre Premium-Mitgliedschaft, behält sich dabei jedoch vor, einen aus Sicht des Unternehmens angemessenen Wertersatz für die erbrachte Leistung einzufordern. Der Ausgang dieser Verfahren sowie die hieraus resultierenden finanziellen Auswirkungen sind nicht verlässlich prognostizierbar. Für zum 31. Dezember 2018 anhängige Verfahren wurden ausreichende Rückstellungen gebildet.

In den vergangenen Wochen ist über eine weitergehende Regulierung von Vergleichsportalen in der Presse berichtet worden. Vor dem Hintergrund der möglichen Insolvenz eines durch die Bundesnetzagentur zugelassenen Energieanbieters wurde die Geschäftspraxis von Vergleichsportalen hinterfragt. Wir selbst sehen uns als Vertreter von Verbraucherinteressen und damit einer hohen Transparenz verpflichtet. Wir gehen daher davon aus, dass Bestrebungen zu einer weitergehenden Regulierung für uns kein materielles Risiko darstellen.

Für weitere Informationen zu Compliance-Risiken verweisen wir auf den Anhang.

100 / Angaben zum internen Kontroll- und Risikomanagementsystem im Hinblick auf den (Konzern-) Rechnungslegungsprozess (§ 289 Abs. 4 HGB bzw. § 315 Abs. 4 HGB) mit Erläuterungen

Das interne Kontroll- und Risikomanagementsystem im Hinblick auf den (Konzern-)Rechnungslegungsprozess soll sicherstellen, dass Geschäftsvorfälle im Konzernabschluss der ProSiebenSat.1 Media SE (aufgestellt nach den in der EU übernommenen International Financial Reporting Standards, IFRS) bilanziell richtig abgebildet und die Vermögenswerte und Schulden damit hinsichtlich Ansatz, Bewertung und Ausweis zutreffend erfasst sind. Die konzernweite Einhaltung gesetzlicher und unternehmensinterner Vorschriften ist Voraussetzung hierfür. Umfang und Ausrichtung der implementierten Systeme wurden vom Vorstand anhand der für die ProSiebenSat.1 Group spezifischen Anforderungen ausgestaltet. Diese werden regelmäßig überprüft und gegebenenfalls aktualisiert. Trotz angemessener und funktionsfähiger Systeme kann eine absolute Sicherheit zur vollständigen Identifizierung und Steuerung der Risiken nicht gewährleistet werden. Die unternehmensspezifischen Grundsätze und Verfahren zur Sicherung der Wirksamkeit und Ordnungsmäßigkeit der (Konzern-) Rechnungslegung werden im Folgenden erläutert.

ZIELE DES RISIKOMANAGEMENTSYSTEMS IN BEZUG AUF RECHNUNGSLEGUNGSPROZESSE

Der Vorstand der ProSiebenSat.1 Media SE versteht das interne Kontrollsystem im Hinblick auf den Rechnungslegungsprozess als Teilbereich des konzernweiten Risikomanagementsystems. Durch die Implementierung von Kontrollen soll hinreichende Sicherheit erlangt werden, dass trotz der identifizierten Bilanzierungs-, Bewertungs- und Ausweisrisiken ein regelungskonformer (Konzern-)Abschluss erstellt wird. Die wesentlichen Ziele eines Risikomanagementsystems in Bezug auf die (Konzern-) Rechnungslegungsprozesse sind:

  • Identifizierung von Risiken, die das Ziel der Regelungskonformität des (Konzern-)Abschlusses und des (Konzern-)Lageberichts gefährden könnten.
  • Begrenzung bereits erkannter Risiken durch Identifikation und Umsetzung angemessener Maßnahmen.
  • Überprüfung erkannter Risiken hinsichtlich eines möglichen Einflusses auf den (Konzern-)Abschluss und die entsprechende Berücksichtigung dieser Risiken.

Des Weiteren unterliegen unsere Prozessbeschreibungen sowie unsere Risikokontrollmatrizen einer jährlichen Überprüfung. Hierdurch wird die Aktualität der Beschreibung sichergestellt und damit auch die Etablierung kontinuierlich wirksamer Kontrollmechanismen erreicht. Diese Update-Vorgänge sowie regelmäßige Tests auf Basis von Stichproben waren Teil des Projekts PRIME und sind seitdem integraler Bestandteil des internen Kontroll- und Risikomanagementsystems im Hinblick auf den (Konzern-)Rechnungslegungsprozess. Basierend auf den Testergebnissen erfolgt eine Einschätzung, ob die Kontrollen angemessen ausgestaltet und wirksam sind. Erkannte Kontrollschwächen werden unter Beachtung ihrer potenziellen Auswirkungen behoben.

AUFBAUORGANISATION

  • Die wesentlichen in den Konzernabschluss einbezogenen Abschlüsse der Einzelgesellschaften werden unter Zuhilfenahme von Standardsoftware erstellt.
  • Die Konsolidierung der Einzelabschlüsse zum Konzernabschluss erfolgt mithilfe einer stabilen, marktüblichen Standardsoftware.
  • Die Abschlüsse der wesentlichen Einzelgesellschaften werden sowohl nach lokalen Rechnungslegungsvorschriften als auch nach dem auf IFRS basierten Bilanzierungshandbuch aufgestellt, das allen in den Rechnungslegungsprozess eingebundenen Mitarbeitern über das konzernweite Intranet verfügbar gemacht wird. Die in den Konzernabschluss einbezogenen Einzelgesellschaften übermitteln ihre Abschlüsse in einem vorgegebenen Format an das Konzernrechnungswesen.
  • Die eingesetzten Finanzsysteme sind durch entsprechende Zugangs- und Zugriffskontrollen (Berechtigungskonzepte) geschützt.
  • Es existiert für den gesamten Konzern ein einheitlicher Positionsplan, nach dem die betreffenden Geschäftsvorfälle zu buchen sind.
  • Die Ermittlung bestimmter rechnungslegungsrelevanter Sachverhalte (z.B. Gutachten zur Pensionsrückstellung) wird unter Mitwirkung externer Experten vorgenommen.
  • Die wesentlichen Funktionen im Rechnungslegungsprozess – Accounting & Taxes, Controlling sowie Finance & Treasury – sind klar getrennt. Die Verantwortungsbereiche sind eindeutig zugeordnet.
  • Die am Rechnungslegungsprozess beteiligten Abteilungen und Bereiche werden in quantitativer und qualitativer Hinsicht angemessen ausgestattet. Es finden regelmäßig fachliche Schulungen statt, um eine Abschlusserstellung auf verlässlichem Niveau zu gewährleisten.
  • Ein angemessenes Richtlinienwesen (z.B. Bilanzierungshandbuch, Verrechnungspreisrichtlinie, Einkaufsrichtlinie, Reisekostenrichtlinie etc.) ist eingerichtet und wird bei Bedarf aktualisiert. Die Wirksamkeit des internen Kontrollsystems in Bezug auf die rechnungslegungsrelevanten Prozesse wird (in Stichproben) durch den prozessunabhängigen Bereich Internal Audit überprüft.

ABLAUFORGANISATION

  • Für die Planung, Überwachung und Optimierung des Prozesses zur Erstellung des Konzernabschlusses erfolgt der Einsatz von Tools, die unter anderem einen detaillierten Abschlusskalender sowie alle wichtigen Aktivitäten, Meilensteine und Verantwortlichkeiten beinhalten. Allen Aktivitäten und Meilensteinen sind konkrete Zeitvorgaben zugeordnet. Die Einhaltung der Berichtspflichten und -fristen wird zentral durch das Konzernrechnungswesen überwacht.
  • Bei allen rechnungslegungsbezogenen Prozessen werden Kontrollen wie Funktionstrennung, Vier-Augen-Prinzip, Genehmigungs- und Freigabeverfahren sowie Plausibilisierungen vorgenommen.
  • Es besteht eine klare Zuordnung der Aufgaben bei der Erstellung des Konzernabschlusses (z.B. Abstimmung konzerninterner Salden, Kapitalkonsolidierung, Überwachung der Berichtsfristen und Berichtsqualität in Bezug auf die Daten der einbezogenen Unternehmen etc.). Für spezielle fachliche Fragestellungen und komplexe Bilanzierungssachverhalte fungiert das Konzernrechnungswesen als zentraler Ansprechpartner.
  • Alle wesentlichen in den Konzernabschluss einbezogenen Informationen werden umfangreichen systemtechnischen Validierungen unterzogen, um die Vollständigkeit und Verlässlichkeit der Daten zu gewährleisten.
  • Risiken, die sich auf den (Konzern-)Rechnungslegungsprozess beziehen, werden kontinuierlich im Rahmen des im Risikobericht beschriebenen Risikomanagementprozesses erfasst und überwacht.
Compliance
Compliance ist Bestandteil der Corporate Governance. Darunter versteht man die Einhaltung von Gesetzen, Richtlinien und freiwilligen Kodizes im Unternehmen.
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Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF)
Die Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung ist ein Zusammenschluss der Sender ARD und ZDF sowie der Sendergruppen ProSiebenSat.1 Media SE und Mediengruppe RTL Deutschland zur gemeinsamen Durchführung und Weiterentwicklung der kontinuierlichen quantitativen Fernsehzuschauerforschung in Deutschland (Einschaltquoten). Die im Auftrag der AGF durch die GfK Fernsehforschung exklusiv erhobenen Daten sind im Fernsehmarkt als gültige Währung für die Werbe- und Programmplanung anerkannt. Das AGF/GfK Fernsehpanel umfasst 5.200 täglich berichtende Haushalte (Berichtsbasis Fernsehpanel D+EU) mit mehr als 10.000 Personen. Damit wird die Fernsehnutzung von 75,86 Mio Personen ab 3 Jahren bzw. 38,77 Mio Fernsehhaushalten abgebildet (Stand 01.01.2019).
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Subscription-Video-on-Demand (SVoD)
Subscription-Video-on-Demand bezeichnet ein Abo-Modell für Kunden von Video-on-Demand-Plattformen wie maxdome. Ein Fixpreis gilt für ein festgelegtes Angebot, das uneingeschränkt abgerufen werden kann. Es zählt zur übergeordneten Kategorie Pay-Video-on-Demand (Pay-VoD), das auch weitere Bezahlmodelle umfasst, wie Transactional-Video-on-Demand (TVoD) bzw. Pay-Per-View (PPV).
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Derivat
Gemäß IAS 39.9 liegt ein Derivat dann vor, wenn
  1. die Wertentwicklung bei einem Finanzinstrument abhängig ist von einem Basisobjekt bzw. Underlying; etwa der Entwicklung eines Zinssatzes, des Aktienkurses bzw. eines Indexes oder einer Fremdwährung. Zudem fordert der Standard, dass für ein Derivat im Vergleich zu anderen Instrumenten, die in ähnlicher Weise auf Änderungen der Marktbedingungen reagieren.
  2. keine oder nur eine geringe anfängliche Nettoinvestition notwendig ist.
  3. die Begleichung bzw. Glattstellung zu einem in der Zukunft liegenden Zeitpunkt zu erfolgen hat.
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Hybrid broadcast broadband TV (HbbTV)
Ermöglicht die Verknüpfung von TV- und Internetangeboten. Der Standard für interaktives Fernsehen HbbTV wird von den TV-Sendern unterschiedlich eingesetzt. HbbTV-Anwendungen können umfangreiche EPGs, HD-Videotext, interaktive Zusatzdienste wie programmbegleitende Informationen, interaktive Abstimmungsfelder oder den Abruf von Videos anbieten. HbbTV unterstützt auch die vollständige Darstellung fernsehgebundener Zusatzdienste über einen breitbandigen Internetanschluss.
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